Aachener Weihnachtsmarkt. Ich meide ihn sonst wie der Teufel das Weihwasser. Absolute No-Go-Area für mich. Heute aber musste ich da durch, ob ich wollte oder nicht, ich hatte einen Termin beim Friseur im Zentrum der historischen Altstadt.
Schon der Fußweg dort hin der reinste Horror. Für eine Strecke, die ich sonst bequem in zehn Minuten gehe, brauchte ich heute mehr als eine halbe Stunde. Und dann sah ich sie. Sie waren einfach überall. Zombiegleich schieben sie sich mit blöden Weihnachtsmann-Zipfelmützen, rot und blau, durch die engen Gassen der Altstadt, manche gar in gleich gekleideten Gruppen.
Weiter oben, am Markt, wo die Glühwein- und Fressbuden sind, ist es am schlimmsten. Sie drücken dir mit fettigen Fingern Bratwurst, Backfisch oder Reibekuchen gegen die Jacke oder hauchen dich mit glühweingeschwängerten Alkoholfahnen an. Genervte Mütter versuchen, mit ihren Kinderwagen in dem Gedränge voran zu kommen. Vergeblich. Denn es geht ihnen wie mir, sie gehen hinter einem von der Gattung Spontan-Stehenbleiber her. Gerade glaubst du, es geht mal ein paar Meter weiter, da bleibt der vor dir urplötzlich stehen und du läufst auf. Er steht da und gafft. Wohin, erschließt sich mir nicht, er steht da einfach und geht nicht weiter. Und du auch nicht. Babylonisches Stimmengewirr umgibt dich, es wird erzählt, dass Leute in Bussen aus England und Frankreich zum Aachener Weihnachtsmarkt fahren. Freiwillig!
Irgendwann habe ich es dann bis zum Friseur geschafft und nehme das Grauen draußen hinter sicheren Fenstern wahr. Doch der Rückweg steht mir noch bevor, ich entscheide mich für eine andere Route, doch der Horror bleibt derselbe. Ich gebe jetzt alles und mir eine Rostbratwurst für zweifuffzich. Senf brauche ich nicht, habe ja noch genug am Ärmel. So gestärkt, gelingt es mir gefühlte Stunden später, der Masse zu entkommen. Mit Genugtuung bemerke ich, dass es anfängt, zu regnen. Sollen sie doch alle nass werden, mein Auto ist nicht mehr weit entfernt. Und morgen bin ich weg.
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